Das Jahr 2016 in Rheinstetten:
Deutlich zu warm, etwas zu trocken bei leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer
An die beiden rekordwarmen Vorgängerjahre konnte das Jahr 2016 zwar nicht anknüpfen,
dennoch schloss auch 2016 mit einer beachtlichen postiven Temperaturabweichung von 1.3 Grad und
einer Jahresdurchschnittstemperatur von 11.2°C.
Auch in Bezug auf die beiden anderen Parameter Niederschlag und Sonnenscheindauer
näherte sich 2016 den langjährigen Vergleichswerten an. Am Ende stand ein nur vergleichsweises geringes
Niederschlagsdefizit (87% der Norm) und
und eine Sonnenscheindauer, die ihren langjährigen Vergleichswert um knapp 100 Stunden übertraf.
Extreme Wettererscheinungen, die schadensträchtig gewesen oder sonst länger im Gedächtnis haften
geblieben wären, traten im Raum Karlsruhe/Rheinstetten nicht auf.
Kurzübersicht
Winter: Nach dem Dezember 2015, dem wärmsten Dezembermonat seit Messbeginn,
begann auch das Jahr mit seinen ersten beiden Monaten überaus warm und schneelos,
sie brachten allerdings auch überdurchschnittlich viel Regen.
Spätwinter/Frühjahr:
Die jahreszeitliche Erwärmung tat sich im März und im zeitigen Frühjahr noch schwer,
die Temperaturen erreichten gerade einmal nur jeweils ihren langjährigen Durchschnittswert,
erst im Mai ergab sich ein geringfügiger Temperaturüberschuss.
Die Niederschlags- und Sonnenscheinbilanz verlief im Frühjahr nahezu ausgeglichen.
Die Sommermonate präsentierten sich allesamt zu warm, aber nicht extrem.
Nach dem zu trüben und zu nassen Juni überwogen in den restlichen beiden Sommermonaten
die sonnigen und trockenen Witterungsabschnitte. Mit dem Juli
begann eine ungewöhnlich trockene zweite Jahreshälfte.
Im Herbst verlängerte zunächst der trockene September den Sommer
noch um gut 2 Wochen mit Tageshöchsttemperaturen von häufig mehr als 25°C. Mit dem Oktober
sank das Temperaturniveau abrupt auf Normalmaß, der November verlief ein wenig zu warm,
bevor der extrem niederschlagsarme Dezember das Jahr durchschnittlich temperiert beschloss.
Temperatur
Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug im Jahr 2016 in Rheinstetten
11.2°C, bezogen auf die Referenzperiode 1961-1990 bedeutet
das eine positive Abweichung von 1.3 Grad. Legt man den Bezugszeitraum 1971-2000
zugrunde, ergibt sich ein Temperaturüberschuss von 0.9 Grad.
Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt in Rheinstetten bei 9.9°C (1961-1990,
bzw. 10.3°C (1971-2000).
9 der 12 Monate fielen zu warm aus, drei davon konnten mit einer
Abweichung von mehr als +3 Grad aufwarten.
Geringfügig zu kalt kam lediglich der Oktober daher, während zwei Monate (Dezember und März)
exakt ihren langjährigen Vergleichswert erreichten.
Die Monatsmitteltemperaturen und Temperaturabweichung der einzelnen Monate in der Übersicht (Referenzperiode: 1961-1990):
September 2016 | 18.2°C | +3.2 Grad |
Februar 2016 | 5.3°C | +3.2 Grad |
Januar 2016 | 4.0°C | +3.1 Grad |
August 2016 | 20.2°C | +1.7 Grad |
Juli 2016 | 20.7°C | +1.6 Grad |
Juni 2016 | 18.3°C | +1.3 Grad |
November 2016 | 5.9°C | +1.0 Grad |
Mai 2016 | 14.6°C | +0.8 Grad |
April 2016 | 9.7°C | +0.2 Grad |
Dezember 2016 | 1.9°C | 0.0 Grad |
März 2016 | 5.7°C | 0.0 Grad |
Oktober 2016 | 9.8°C | -0.2 Grad |
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Das Jahr 2016 zeichnete sich durch einen sehr milden Winter und einen warmen Sommer aus,
während das Frühjahr und der Herbst vergleichsweise kühl ausfielen und sich
eng an den langjährigen Durchschnittswerten orientierten, wenn man vom September
einmal absieht.
Die ersten beiden Monate des Jahres, der Januar und der Februar, machten da weiter, wo
der Dezember aufgehört hatte, und brachten weiterhin für die Jahreszeit außerordentlich
milde Luftmassen zu uns. Sie machten den Winter 2015/2016 zum zweitwärmsten in der
Klimareihe Karlsruhes nach 2006/2007.
Als besonders außergewöhnlich kann darüber hinaus im Jahr 2016 der September bezeichnet werden.
Er wies nicht nur zusammen mit dem Februar den größten Temperaturüberschuss aller Monate auf,
sondern brachte auch noch 15 Sommer- und 6 heiße Tage zustande; mehr heiße Tage hatte auch der August nicht zu bieten.
Monatsübergreifend stellte sich vom 23. August bis zum 15. September der längste
und wärmste Witterungsabschnitt des Jahres ein.
Im Jahr 2016 konnten insgesamt 71 Sommertage mit einer Höchsttemperatur von
mindestens 25.0°C gezählt werden, an 17 Tagen davon zeigte das Thermometer
sogar 30.0°C oder mehr an (heiße Tage).
Allerdings ließ sommerliche Hitze lange auf sich warten,
erst am 23. Juni wurde die 30°C-Marke zum ersten Mal übertroffen,
dafür aber gleich deutlich (34.1°C). Der letzte heiße Tag trat am 14. September auf.
Den Hitzerekord des Jahres 2016 verbuchte der 26. August mit 35.6°C auf sich.
Den ersten Sommertag des Jahres registrierte Rheinstetten am 7. Mai, zum letzten Mal war das am
29. September der Fall.
Am anderen Ende der Temperaturskala rangiert als kältester Tag des Jahres der 19. Januar
mit einem Tiefstwert der Temperatur von -8.1°C; zweistellige Frostgrade blieben erneut aus,
nur an 6 Tagen wurde es kälter als -5.0°C.
Nachtfrost trat insgesamt 60 mal auf, der späteste Frost am 29. April und zum ersten Mal wieder
am 4. November.
Die Anzahl der Tage mit Dauerfrost (Eistage) betrug 8, 4 davon gab es im Januar und 4 im Dezember.
Niederschlag
Mit dem Jahr 2016 setzte sich die Reihe der zu trockenen Jahre seit 2011 fort,
allerdings erreichte das Niederschlagsdefizit nicht mehr die außergewöhnlich großen
Werte des Vorjahres. Insgesamt kam eine Niederschlagsmenge von 742.6 mm zusammen,
das entspricht 87% der Norm. Das Regendefizit beläuft sich somit auf 112.9 mm.
Die Niederschlagsmengen der einzelnen Monate und der prozentuale Anteil vom Mittel 1961-1990 in der Übersicht:
Januar 2016 | 89.8 mm | 148 % |
April 2016 | 93.1 mm | 141 % |
Februar 2016 | 84.9 mm | 140 % |
Juni 2016 | 112.7 mm | 125 % |
März 2016 | 56.0 mm | 98 % |
Mai 2016 | 77.8 mm | 85 % |
Oktober 2016 | 52.3 mm | 82 % |
November 2016 | 60.1 mm | 82 % |
Juli 2016 | 47.5 mm | 61 % |
September 2016 | 35.3 mm | 56 % |
August 2016 | 27.0 mm | 34 % |
Dezember 2016 | 6.1 mm | 8 % |
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4 der 12 Monate des Jahres 2016 konnten mit einem Regenüberschuss aufwarten, in 8 Monaten blieb es zum Teil
erheblich zu trocken.
Insbesondere der Jahresanfang (Januar und Februar) gestaltete sich überaus nass,
bevor sich mit dem März ein durchschnittlich feuchter Monat anschloss.
Ein sehr feuchter April und ein zu nasser Juni machten die erste Jahreshälfte 2016 zu einer
ungewöhnlich nassen Angelegenheit, daran konnte auch der geringfügig zu trockene Mai
wenig ändern.
Die ersten 6 Monate des Jahres zeichneten für 514 mm und damit 69% der gesamten Jahresregenmenge
verantwortlich, in der zweiten Jahreshälfte gingen nurmehr 228 mm Regen nieder.
Die bei gleichzeitig überdurchschnittlich hohen Temperaturen herrschende Trockenheit
im Juli, August und September ließ in diesem Jahr die Blattverfärbung an den Bäumen im Herbst
möglicherweise deutlich früher als sonst einsetzen.
Besondere Aufmerksamkeit verdient in Sachen Niederschlag der Dezember - allerdings nicht wegen
außerordentlich kräftiger Regenfälle, sondern wegen der extremen Trockenheit, durch die sich
der Monat auszeichnete. Ganze 6.1 mm Niederschlag machten den Monat zum dritt-trockensten
Dezembermonat in der Wetterhistorie Karlsruhes
bzw. Rheinstettens, nur der Dezember 1890 und 1963 verliefen noch trockener.
Extreme Niederschlagsereignisse mit Regenmengen von 50 mm oder mehr innerhalb eines Tages oder gar
innerhalb einer Stunde wie sie andernorts beobachtet wurden, traten in Karlsruhe nicht auf.
Überhaupt nur 3 Mal (am 16. April, 29. Mai und 17. September) konnte
eine 24-stündige Regenmenge von mehr als 20 mm verzeichnet werden. Als nassester Tag trat dabei der 29. Mai
mit 31.3 mm in Erscheinung.
An 19 Tagen regnete es mindestens 10 mm, nennenswerter Niederschlag
von 1.0 mm oder mehr fiel an 123 Tagen. Berücksichtigt man zudem die
Tage, an denen etwas Sprühregen oder nur ein paar Tropfen auftraten, blieben 197 Tage vollständig trocken.
Schneedecke
Ein winterlicher Eindruck drängte sich in Karlsruhe im Jahr 2016 praktisch
zu keiner Zeit auf. Nur selten schneite es überhaupt mal und bei der geringen
Intensität und positiven Temperaturen konnte sich lediglich ein einziges
Mal zum Frühtermin (07 Uhr) kurzzeitig eine dünne nasse Schneedecke mit einer Mächtigkeit von 1 cm ausbilden,
die allerdings auch nur wenige Stunden Bestand hatte.
Dieses Winterereignis datiert vom Morgen des 6. März.
Nebel und Dauerfrost überzogen an den beiden letzten Tagen des Jahres
Bäume und Sträucher auch im Stadtgebiet mit einer vergleichsweise mächtigen Raureifschicht, zudem
rieselten hier und da ein paar Schneegriesel herab.
Sonne
Mit einer Sonnenscheindauer von insgesamt 1696.8 Stunden wurde
im abgelaufenen Jahr der langjährige Vergleichswert von 1609 Stunden um
knapp 100 Stunden übertroffen (106%).
Absolute und relative Sonnenscheindauer (1961-1990)
der einzelnen Monate des Jahres 2016 in Rheinstetten.
Dezember 2016 | 61.8 h | 167 % |
Januar 2016 | 58.7 h | 156 % |
September 2016 | 238.4 h | 142 % |
August 2016 | 261.5 h | 118 % |
Juli 2016 | 262.5 h | 111 % |
November 2016 | 53.6 h | 107 % |
April 2016 | 153.1 h | 99 % |
Mai 2016 | 196.7 h | 97 % |
März 2016 | 103.4 h | 91 % |
Oktober 2016 | 88.2 h | 84 % |
Juni 2016 | 171.5 h | 81 % |
Februar 2016 | 47.4 h | 70 % |
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Kurioserweise waren der trockenste Monat des Jahres (Dezember) und der relativ nasseste Monat (Januar)
die beiden sonnigsten des gesamten Jahres. Die Sonnenscheindauer erreichte 167% bzw. 156% der Norm.
Auf der Sonnenseite liegen zudem noch der September, der August, der Juli und der November.
Zu trübe blieb es in den anderen 6 Monaten, und vor allem im Juni und im Febuar zeigte
sich die Sonne wenig spendabel.
Überdurchschnittlich sonnige Wintermonate spielen in der Jahresbilanz wegen ihrer
absolut geringen Anzahl an Sonnenstunden meist nur eine untergeordnete Rolle.
Mehr ins Gewicht fallen da die Sommermonate. Im Jahr 2016 war es vor allem
der September, dem ein beträchtlicher Anteil des Sonnenstunden-Überschusses zu verdanken ist.
Er alleine steuerte gut 70 Stunden mehr als üblich bei, aber auch der August brachte es auf
40 Stunden mehr; dahinter rangiert allerdings schon der Dezember, der ein 25 Stunden-Plus beisteuerte.
Wind
Wie im Vorjahr gab sich der Wind fast immer zahm und erreichte in Böen überhaupt nur 2 Mal
Sturmstärke (ab 75 km/h, Bft 9).
Das war am 8. und am 9. Februar der Fall, als just an den Tagen der Faschingsumzüge
die Windgeschwindigkeit mit 89 km/h ihre größte Werte erreichte.
Bernhard Mühr, 3. Januar 2017
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