1983 erlebte Deutschland einen heißen Sommer, besonders der Juli brachte vielerorts die bis dahin höchsten
gemessenen Temperaturen.
Ein genauerer Blick auf die Messwerte der beiden DWD-Stationen Karlsruhe und Rheinstetten-Forchheim fördert
allerdings erstaunliche und auch unerwartete Ergebnisse zu Tage; erst Recht vor dem Hintergrund, dass
die Wetterwarte Karlsruhe in den letzten Jahren oft in die Kritik ob ihrer (zu) hohen
Sommertemperaturen geraten war; ein immer wieder angeführter Grund, der
mit zur Schließung der Wetterwarte Karlsruhe zum 1.11.2008 beigetragen hat!.
Der Juli 1983 begann kühl mit Tageshöchsttemperaturen, die noch nicht einmal 20°C
erreichten. Dann aber folgten 6 Hitzewellen im Abstand von etwa 5 Tagen,
unterbrochen durch kurze aber kräftige Temperaturabschwünge von je 1 bis 2 Tagen Dauer.
Der Temperaturverlauf kulminierte zum Monatsende, am 31. wurden die
höchsten Maxima registiert (Rheinstetten 39.2°C, Karlsruhe 38.5°C).
Auch die nächtlichen Tiefstwerte der Temperatur blieben in der letzten Woche
über 15°C.
Die größte Aufmerksamkeit verdient aber die Tatsache, dass die Station Rheinstetten,
bar jeglichen städtischen Einflusses,
bei nahezu allen Temperaturparametern höhere Werte aufbietet als die Station Karlsruhe mit
ihrer Stadtrandlage.
Rheinstetten weist die größere Anzahl an heißen Tagen und an Sommertagen auf,
an fast allen Tagen des Monats erreichte die Tageshöchsttemperaturen größere
Werte als in Karlsruhe. Selbst in den Nächten kühlte es oft weniger stark ab als in Karlsruhe.
Auch der Vergleich der Temperaturwerte der drei Klimatermine liefert kein anderes Ergebnis,
zum nachmittäglichen Termin ist der Temperaturunterschied beider Stationen mit
im Mittel 1.2 K am größten.
Für den gesamten Monat Juli 1983 ergibt sich so eine in Rheinstetten 0.9 K höhere Mitteltemperatur (24.8°C)
als in Karlsruhe (23.9°C).
Die höchste je in Karlsruhe aufgetretene Monatsmitteltemperatur kam im Juli 2006 zustande und erreichte
exakt jene 24.8°C - es darf spekuliert werden, ob in diesem Monat in Rheinstetten
die Monatsmitteltemperatur jenseits der 25°C-Marke gelegen haben könnte.
Nach einem markanten Kälteeinbruch und einem Temperatursturz um mehr als 20 K (!) auf Höchstwerte von
nurmehr rund 17°C am 6. August brachte der Rest Monats konstant hohe Temperaturen, wenn
man von einem kleinen Einbruch zur Monatsmitte einmal absieht. An die extrem hohen Temperaturen
des Vormonats konnte der August allerdings nicht mehr anknüpfen.
Und auch in diesem Monat lagen die täglichen Minima und Maxima der Temperaturen in Rheinstetten fast immer
höher als in Karlsruhe, mithin auch die Monatsmitteltemperatur von 21.5°C (Karlsruhe 20.9°C).
Fazit:
Im besonders heißen Sommer 1983 (Juli und August) konnten in Rheinstetten, einige Kilometer
südwestlich des Stadtzentrums von Karlsruhe gelegen, fast täglich und deutlich höhere Temperaturen
gemessen werden als an der Wetterwarte Karlsruhe am nordwestlichen Stadtrand -
ein Sachverhalt, der sich nicht leicht begründen lässt. Ein übermäßiger Einfluss der Stadt
als Wärmeinsel oder anderer Wärmequellen auf die Karlsruher Messwerte kann zumindest
für diese beiden Monate nicht festgestellt werden, wenn doch außerhalb des Stadtgebietes
und unabhängig von der Windrichtung noch deutlich
höhere Temperaturen erreicht wurden.